Erfahrungsbericht über M. und L.

Bei unserer ersten Tochter M. (fast 4) wurde mit 7 Monaten das KISS-Syndrom
diagnostiziert. Sie war zuvor leicht asymmetrisch (konnte sich z.B. nur über
eine Seite drehen), leicht entwicklungsverzögert, sabberte viel und war
schlaff im Muskeltonus; am Hinterkopf hatte sie vom ständigen Wühlen mit dem
Kopf und vom Überstrecken einen Haarabrieb, war aber ein äußerst zufriedenes
und pflegeleichtes Baby. Vom KISS-Syndrom hatten wir 1997 noch nie etwas
gehört, als wir unseren auf Kinder spezialisierten Orthopäden am Heimatort
zwecks Hüftkontrolle aufsuchten. Zwei Stunden später hatte M. einmal Röntgen
und eine KISS-Behandlung hinter sich.
Diagnostiziert hat der Orthopäde "es" (KISS links) im Oktober 1997 durch
Halten des Kindes am Rumpf und "Kippen" nach links und rechts; ich konnte
selber sehen, wie sich rechts der Kopf aufrichtete und links nicht. Auch bei
ihr: röntgen (angeblich auch eindeutig, ich habe zwar nichts erkannt, bin
aber auch nicht vom Fach), Impulsmanipulation (wirklich nur ein einfacher
Druck neben der Halswirbelsäule, aber wirkungsvoll), das vegetative
Nervensystem hat mit Schweiß am ganzen Rücken reagiert (die Mama stand eh
schon in Schweiß und mit Tränen in den Augen) und dann das Wunder: sofort
richtete sie ihren Kopf beim entsprechenden Halten in beide Richtungen auf
und: am nächsten Tag drehte sie sich über beide Seiten. Auch der kahle
"KISS-Fleck" am Hinterkopf verschwand bald. Noch ca. 5 Monate wurde
regelmäßig untersucht, ob alles O.K. ist - einmal musste noch ein Impuls
gegeben werden.
Damals war das Syndrom noch niemandem in meinem Bekanntenkreis bekannt,
selbst die Kinderärztin des zuständigen Gesundheitsamtes hatte noch nie
etwas gehört. Zu dem Zeitpunkt fast kam dann der erste Eltern-Artikel
(November-Heft 1997), der mir erst einmal Infos gegeben hat. Von der
Eltern-Redaktion habe ich auch eine Liste mit Namen von Betroffenen und
behandelnden Ärzten bekommen und mich allmählich (und noch ohne
Internet-Zugang) näher informiert.
M. hat mit 9 Monaten gerobbt, mit 10 Monaten gekrabbelt und mit 15 Monaten
laufen gelernt; alles nicht übermäßig früh, aber auch kein
Entwicklungsrückstand (Feinmotorisch und sprachlich ist sie dem Durchschnitt
von Anfang an sogar eher voraus).
Danach hatten wir von Oktober 1998 bis März 2000 noch 55 mal
Krankengymnastik, dies aber wegen Gleichgewichtsstörungen (vom Kinderarzt
verordnet). Ob dies nun mit dem KISS-Syndrom zusammenhängt, ist schwer zu
sagen. Der Orthopäde meint, dass das KISS-Syndrom eigentlich immer mit
Wahrnehmungsstörungen einher geht. Diese lagen bei M. wirklich nur beim
Gleichgewicht - auch nur bei Reizen von außen, d.h. sie ging zwar allein auf
ein Trampolin, wurde aber panisch, wenn jemand dazukam. Mich hat die
Krankengymnastik nie gestört, M. hat sie geliebt, und die Zeit dafür hatten
wir mit einem Kind auch. Notwendig war sie bestimmt nicht in dem Maße.

Ich sehe M. jetzt als KISS-geheilt und zwar komplett.
Gleichgewichtsstörungen haben doch heute viele Kinder. Dazu kommt, dass M.
nach einer schwierigen Geburt mit der Nabelschnur doppelt um den Hals und
mit Apgar-Werten von 3/6/9 auf die Welt gekommen war. Ich bin jedenfalls
sehr froh, dass das KISS-Syndrom frühzeitig festgestellt wurde, denn wer
weiß, welche Konzentrations- oder Rückenprobleme ihr jetzt vielleicht
erspart bleiben. Dass das KISS-Syndrom keine Einbildung ist, zeigt M.'s
"Wunderheilung" innerhalb von kürzester Zeit. Mit Leuten, die darüber anders
denken, diskutiere ich aber auch nicht mehr darüber. Unser Kinderarzt hat
damals darüber gelächelt, untersucht inzwischen aber selber auf KISS...

So hat er uns auch gleich nach der U4 mit unserer zweiten Tochter, L. (4
Monate alt), zu dem Super-Orthopäden und -Manualtherapeuten geschickt
(dieser therapiert KISS übrigens frühestens mit 4 bis 4 1/2 Monaten). Diesen
Termin hatten wir gestern.

Symptome waren bei ihr meines Erachtens:
- überwiegend Blickrichtung rechts, auch beim Schlafen
- leichtes Überstrecken
- "Wühlen" in der Unterlage in Rücken- und Bauchlage
- haarloser "KISS-Fleck" am Hinterkopf

Lange Diagnostik war nicht erforderlich. Er hat auch L. am Rumpf gehalten,
einmal nach rechts, einmal nach links gebeugt und festgestellt, dass sie
ihren Kopf zur rechten Seite hin aufrichtet, zur linken aber nicht (der Kopf
blieb dann gerade in Verlängerung der Wirbelsäule), sodass schon mal
eindeutig war, dass eine Asymmetrie vorliegt. Verdacht auf KISS links. Ein
kurzer Griff ans Halsgelenk und die Sache war klar. Dann kam auch bei ihr
das zwingend erforderliche Röntgen. Gar nicht unbedingt nur, um die Blockade
zu sehen, sondern um Missbildungen an der Halswirbelsäule festzustellen, die
die sonst harmlose KISS-Therapie durch Impulsmanipulation hätten gefährlich
werden lassen können.
Unser Doc konzentriert sich nicht darauf, alle vermeintlichen Symptome
einzeln zu bewerten, weil er sagt "Nicht alles kommt von KISS". Was bleibt,
wird nach frühestens vier Wochen mit Krankengymnastik behandelt. Überhaupt
ist er sich nicht ganz so sicher, dass die Symmetriestörung zwingend
kopfgelenk"induziert" ist, da diese These von Dr. Biedermann (noch) nicht
bewiesen werden konnte. Ebenso denkbar sei, dass das KISS-Syndrom
eingebettet ist in Wahrnehmungsstörungen und diese primär Ursache der
Blockade seien. Wie dem auch sei: Da aber zweifelsohne eine deutliche
Besserung durch Beseitigen der Blockierung (woher diese auch immer stammt)
eintritt, vernachlässigt er beim einzelnen Kind auch die "Ursachenforschung
". Der Erfolg der Therapie gibt dieser eben Recht!
Zusätzlich kontrolliert der Doc immer das Kreuz-Darmbeingelenk, indem er die
Beine der Kinder umfasst, während die Mama das Kind aus der Rückenlage nach
vorn in Sitzhaltung bringt. Wird dann ein Bein "länger", ist auch in diesem
Bereich eine Blockade, die er osteopathisch löst (er zieht irgendwie am
Ohr!!!!). Eine solche Blockade lag aber bei L. nicht vor.

Zum Erfolg bei L. kann ich noch nicht so viel sagen. Ich habe den Eindruck,
dass sie heute wesentlich zufriedener in Bauch- und Rückenlage ist (vorher
wühlte sie immer mit dem Kopf auf der Unterlage), und im Kinderwagen hat sie
vorhin mit Blickrichtung links geschlafen. Insgesamt ist sie heute
super-zufrieden. Aber für eine abschließende Beurteilung dürfte es 26
Stunden nach der Behandlung eindeutig zu früh sein.

Die Krankenkasse übernimmt die Impulstherapie nicht. Wir mussten DM 42,- für
die Impulsmanipulation bezahlen (analog Ziffer GOÄ A2217 - Impulstherapie,
modifiziert n. Arlen); Diagnostik und Röntgen sowie die folgenden
Kontrolluntersuchungen werden von der Kasse bezahlt. Möglicherweise wird der
Betrag aber von der Krankenkasse auf Kulanz erstattet, wenn ich die Rechnung
einreiche.

Der Doc wird sehr ärgerlich, wenn er die Skepsis und Ignoranz so vieler
Kinderärzte anspricht. Es handele sich eindeutig NICHT um eine
Modekrankheit, sondern um neue Erkenntnisse, die vielen Kindern helfen
würden.