Mike, 31/2 Jahre, Kiss-Syndrom
Mike kam nach langer Geburt mit Hilfe einer Saugglocke auf die Welt.
Die
ersten zwei Wochen verliefen ganz gut, doch dann fing es an, er wurde
unruhig
und schlief schlechter. Mit 5 Wochen konnte er nicht mehr einschlafen.
Anfangs half ich mir mit Gymnastikball und Tragen, es wurde aber immer
schwerer, ihn wegzulegen-meistens wurde er dabei wieder wach. Schlief
er doch
endlich, zuckte er immer mit den Armen und wachte spätestens nach
einer 3/4
Stunde wieder auf. Später schlief Mike nur noch im Kinderwagen
ein-3x am Tag
bin ich mit ihm los, und kaum stand das Ding, war er wach und weinte.Nachdem
Mike nur noch weinte, nicht mehr schlafen konnte (nachts natürlich
auch
nicht) und beim Stillen auch total unruhig wurde, ging ich mit ihm
zur
Kinderärztin. Diagnose: Hyperexcitabel, d.h. er reagiert extrem
auf Reize,
ist praktisch dauerüberreizt. Das erklärte auch im Nachhinnein
sein
Verhalten, er war tatsächlich einfach schnell überfordert
und auch heute noch
reagiert er z.B. auf jedes Geräusch- er filtert eben nicht. Mike
bekam
Bobath-KG;der Krankengymnast erzählte mir mehrmals, daß
Mike seinen Kopf viel
zu weit zurück halten würde, mehr passierte nicht. Es waren
schwere Zeiten.
Essen und Schlafen blieben immer ein Problem-bis heute. Außerdem
war er immer
so unruhig, konnte nicht ruhig sitzen, beim Essen, beim Buch anschauen
usw.
Auch speichelt Mike heute immer noch sehr stark. Seit einiger Zeit
schon gibt
es auch weitere Probleme, die ich vorher immer nur in Richtung "Trotzphase"
einordnete. Mike ist überhaupt nicht einsichtig, geht gegen alles
an, ist
eben wirklich auch trotzig, aber halt EXTREM! Er wacht morgens auf
und
jammert, ist nie zufrieden, kostet mich einfach sehr viel Energie.
Immer, wenn
ich jemanden darauf anspreche, heißt es: "ist doch klar,
der hat jetzt einen
Bruder bekommen und will seine Position behaupten!" Mittlerweile ist
der
Bruder 9 Monate alt, ich habe einen pflegeleichten Fast-Einjährigen
und einen
nach wie vor sehr anstrengenden Fast-Vierjährigen.
Jetzt, zurückblickend, ist klar: Mike hat das Kiss-Syndrom! Von
einer
Freundin hörte ich davon, die Kinderärztin verhielt sich
jedoch sehr
zurückhaltend und ordnete Mike nicht dort ein. Trotzdem haben
wir uns einfach
einen Termin bei Dr. Koch in Eckernförde geholt. Bevor wir jetzt
im Januar
das erste Mal dort waren, hatte Mike noch nicht eine Nacht durchgeschlafen.
Dr. Koch's Diagnose: Kiss-Syndrom!!!
Schon auf dem Rückweg nach Bremen fiel mir auf, daß Mike,
der sich übrigens
auf das Heftigste gegen das Röntgen und das Manipulieren wehrte,
einen sehr
ruhigen und ausgeglichenen Eindruck machte. Aber ich neige leicht zur
Euphorie und zwang mich, erstmal abzuwarten. Die erste Nacht schlief
Mike
durch, die nachfolgenden Nächte waren sehr unruhig. Aber sein
Verhalten hatte
sich grundlegend geändert! Er jammerte nicht mehr, ich habe ihn
noch nie
vorher mit soviel Genuß Essen sehen, es schien, als hätte
er eine "innere
Ruhe" gefunden. Sogar seine Tante, die nichts von Kiss und der Behandlung
wußte, sprach uns an und fragte, was denn plötzlich mit
Mike loswäre, er wäre
so ruhig, würde auf dem Schoß sitzenbleiben,...
Sein Verhalten, sowie das Essen und vor allem auch das Schlafen änderten
sich. Und irgendwann war das alles wieder vorbei. Anfangs merkte ich
es nicht
so, weil er
zwischendurch auch krank war (Magen-Darm). Später fiel mir ein,
daß Mike zwei
heftige Stürze hatte (einmal rückwärts aus dem Bollerwagen,
natürlich mit dem
Kopf auf die Betonplatten, und einmal hat ihn jemand in eine Holzkiste
geschubst, er ist mit dem Kopf auf die Holzkante gestossen und war
hinter dem
Ohr zum Hinterkopf grün und blau). Jetzt haben wir wieder anstrengende
Zeiten. Mein Mann hat gerade Urlaub und ist wirklich nicht leicht aus
der
Ruhe zu bringen, aber Mike schafft ihn. Jetzt warten wir sehnsüchtig
auf den
nächsten Termin in Eckernförde, leider erst am 20. April.
Daß Mike sich
wieder ordentlich wehren wird, ist naheliegend, da wird das Mutterherz
wieder
bluten...